300’000 neue Velos – Tendenz steigend

(SFZ) Positiv: Das Velo boomt! 6.8% mehr Neuverkäufe, das Mountainbike als Spitzenreiter, die Elektrobikes erstmals mit nennenswerten Stückzahlen! Klarer Trend: Herr und Frau Schweizer strampeln mehr in der Freizeit als im Alltag. Wettbewerbsverzerrende Dumping-Importe aus China drücken auf Qualität und Sicherheit.

In der Fahrradbranchen-Statistik unterscheidet man zwei Hauptkategorien: Sportvelos ohne Ausrüstung und Freizeit-/Alltagsvelos mit Ausrüstung (Licht, Schutzbleche, Gepäckträger etc.). Von den 299’286 verkauften Velos entfielen 188’852 Stück oder 63.1% auf die Kategorie «Sportvelos ohne Ausrüstung», 110’434 Stück auf die Kategorie «Freizeit-/Alltagsvelos mit Ausrüstung». Im Total beider Kategorien behauptete das Mountainbike seine Leaderposition in der Käufergunst. 2006 wurden fast 140’000 neue MTB’s gekauft, 3’000 Stück mehr als im Vorjahr. In der Preisklasse zwischen 1’000 und 2’000 Franken dominierten leichte Modelle mit Gabelfederung und hinterem Starrahmen (Hardtails), ab 2’000 Franken die technisch  aufwendigeren High-Tech-Typen mit Vollfederung, sogenannte „Fully“. Auch Rennvelos und Crossbikes sind Sportvelos ohne Ausrüstung, von ihnen wurden 13’000 bzw. 10’800 Einheiten verkauft, etwas weniger als 2005. Bei den Fahrrädern mit Ausrüstung verkauften sich die Citybikes mit grossen 28-Zoll-Rädern (59’000 Ex.) am besten, gefolgt von den Jugendvelos mit 20- bis 24-Zoll-Rädern (22’600 Ex.) und den Citybikes mit 26-Zoll-Rädern (18’359 Ex.). Interessant ist, dass fast doppelt soviele Frauen als Männer sich für die Anschaffung eines Citybikes entschieden.

E-Bikes auf dem Vormarsch

Lange Zeit wurden Sie belächelt, die Velos mit Zusatzantrieb aus der Steckdose. Doch seit letztem Jahr fahren sie zügig auf der Erfolgsspur: mit rund 3’200 verkauften Einheiten wurde das Ergebnis von 2005 fast verdoppelt. Der Durchbruch scheint damit auch in der Schweiz geschafft. Die in den fernöstlichen Städten mit über einem Drittel Marktanteil äusserst erfolgreichen E-Bikes dürften auch hierzulande in den nächsten Jahren einen Boom erleben. Der Fachhandel hat in Bezug auf die reinen Stückzahlen bei den Neuverkäufen leicht verloren, wertmässig aber zugelegt. Er erzielte 2006 einen Umsatz von fast 298 Mio Franken, d.h. einen Durchschnittspreis von 1’470 Franken pro Velo, ein Plus von 3 Mio Franken bzw. 22 Franken pro Fahrrad – ein beachtlicher Wert im europäischen Umfeld. Er lässt sich nur damit erklären, dass viele Konsumenten vermehrt auf Qualität und gute Dienstleistungen setzen als auf Lockvogelangebote. Aggressiv agierende Discount-Anbieter im untersten Preissegment bieten ihre Velos zu Preisen von 199 bis 499 Franken an und auch die Preise im unteren Mittelfeld zwischen 500 und 800 Franken geraten immer mehr unter Druck. Wer in diesen Preissegmenten gute Qualität erwartet, wird jedoch zwangsläufig enttäuscht. Der Schweizer Konsument kann heute für ein vollgefedertes Mountain-Bike CHF 249.– oder CHF 2’500.– bezahlen. Was er dafür erhält, findet er in der Regel sehr schnell heraus!

Zollfreie China-Velos verzerren den Wetttbewerb

Das stückzahlmässig positive Resultat 2006 verdeckt jedoch einen negativen Effekt: China exportierte als Nummer 1 unter den Produzenten/Lieferanten 107’000 Fahrräder in die Schweiz, ein Plus von über 20’000 Velos. Im Gegensatz zu den EU-Staaten, welche eingeführte Fahrräder mit einem massiven Antidumping-Zuschlag belasten, werden hierzulande Velos aus dem „Entwicklungsland“ China von jeglichem Zoll befreit. Deshalb können solche Billigst-Bikes von Discountern zu Tiefstpreisen auf den Markt gebracht werden. Diese qualitativ oft minderwertigen Lockvogelangebote propagieren zunehmend das Wegwerf-Saisonvelo! Kaufen, eine Saison fahren, auf den Müll werfen – im Zeitalter der erhöhten Umwelt-Sensibilität eine höchst fragwürdige Entwicklung! Diese Verzerrung des Wettbewerbs schadet nebst dem generellen Fahrrad-Image auch allen Anbietern (Fachhändler, Coop, Migros, Ochsner), die Verantwortung für einen ansprechenden Qualitäts-Level und seriöse Serviceleistungen übernehmen.

23. März 2007