Weshalb Fahrradwerkstätten auch in Krisenzeiten geöffnet sind

Die Velosuisse-Verkaufszahlen 2019 sprechen eine klare Sprache: Immer mehr Leute entdecken das Fahrrad und E-Bike als zeitsparende, gesundheitsfördernde und in Zeiten des Coronavirus hygienische Alternative zum öffentlichen Verkehr. Der Bund hat deshalb im Rahmen der zweiten Covid-19-Verordnung Fahrradwerkstätten von der Schliessungsverfügung ausgenommen, um die Mobilität der Bevölkerung sicherzustellen.

(SFVE) Die grosse Nachfrage nach E-Bikes war auch 2019 ungebrochen. Prozentual war der Zuwachs aber nicht mehr ganz so hoch wie 2018, das mit einem Rekordplus von 27 Prozent in die Geschichte einging. Gegenüber dem Vorjahr wuchs der Absatz 2019 um 19,1 Prozent auf 133033 E-Bikes. Der gesamte Velomarkt legte im gleichen Zeitraum um 5,2 Prozent auf 363497 Einheiten zu – allerdings geringfügig auf Kosten der reinen Muskelfahrräder (-1,4%). Weniger dynamisch entwickelten sich die E-MTB-Verkäufe, die 2018 mit einem Plus um mehr als 50 Prozent buchstäblich explodiert waren. Deren Anteil wuchs 2019 nahezu im Gleichtakt mit dem E-Bike-Markt auf ein Total von 51237 (+18,5%).

Systemrelevante Fahrradwerkstätten

Der Bundesrat hat mit dem jüngsten Erlass zur Bekämpfung von Covid-19 die grosse Bedeutung des Fahrrades als Verkehrsträger und für die Volksgesundheit untermalt. Während öffentliche Einrichtungen wie Verkaufsläden, Märkte, Restaurants, Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe seit dem 17. März geschlossen bleiben müssen, dürfen unter anderem Fahrradwerkstätten weiterhin geöffnet bleiben, um die Mobilität der Bevölkerung zu gewährleisten. Gemäss einer Umfrage unter Fahrradfachhändlern ist man gerüstet für die Bekämpfung des Coronavirus. Das ist auch dringend nötig. Weil sich die Menschen keinen Ansteckungsrisiken aussetzen wollen, sitzen sie lieber aufs Velo anstatt in öffentliche Verkehrsmittel. Damit wächst der Bedarf an Service- und Reparaturarbeiten, Ersatzteilen und Fahrrädern. Die Velosuisse-Importeure sind im Moment noch zuversichtlich, der erhöhten Nachfrage gerecht werden zu können. Setzt die Zulieferkette aus China und Südostasien und neuerdings vereinzelt auch aus Europa aber nicht bald wieder ein, könnte es ab Mai zu Lieferengpässen kommen. Bereits jetzt sind gefragte Ersatzteile und Fahrradmodelle nur noch schwer erhältlich.

Um die Ansteckungsgefahr einzuschränken, ist das Personal auch im eigenen Interesse vor allem in den zahlreichen kleinen Fahrradwerkstätten angehalten, den Kundenkontakt wenn immer möglich zu vermeiden und auch in der Werkstatt genügend Abstand zu halten. Neuverkäufe dürfen nicht mehr im persönlichen Beratungsgespräch von Angesicht zu Angesicht im Laden stattfinden, sondern müssen – wie bei den grossen Internet-Shops – per Telefon, Chat, E-Mail, Webshop oder über die sozialen Medien vorgenommen werden. Die Ware wird dann zur Abholung bereitgestellt oder per Post oder Lieferdienst nach Hause geschickt. Bei der Begleichung der Rechnung ist die sofortige, bargeldlose Zahlung oder Banküberweisung zu favorisieren, damit die Branche nicht in Gefahr eines Liquiditätsengpasses gerät.

20. März 2020