Der nasse und kalte Mai hat zu einer Entspannung der Liefersituation in der Fahrradbranche geführt. Die in den letzten Monaten in den Medien vielzitierte «Veloknappheit» tritt nun noch punktuell auf.

Der Frühling und vor allem der Mai ist die Schlüsselzeit in der Fahrradbranche. Das war schon vor der Coronakrise so. War das Wetter jeweils schön, wurde der Fahrradhandel mit Reparaturen und der Nachfrage nach Neufahrzeugen überflutet. Begehrte Modelle waren stets rasch ausverkauft.

Im letzten Frühling hatte sich das noch akzentuiert. Während des sechswöchigen Corona-Lockdowns, bei dem durchgehend schönes Wetter vorgeherrscht hatte, wurden die Werkstätten als systemrelevant eingestuft und durften offenbleiben, um die Mobilität der Bevölkerung sicherzustellen. Das wurde aus unterschiedlichen Gründen eifrig genutzt. In den Städten stiegen viele Nutzer des öffentlichen Verkehrs aufs Velo oder E-Bike um, weil sie keine Ansteckung riskieren wollten. Auch sonst erfreute sich das Zweirad grosser Beliebtheit, weil die meisten anderen Sportarten untersagt waren und die Sportlokale geschlossen bleiben mussten. Dazu kamen die Reisebeschränkungen in der Ferienzeit, die die Menschen ebenfalls aufs Fahrrad und Ferien in der Schweiz setzen liessen.

Als am 11. Mai 2020 der physische Verkauf wieder erlaubt wurde, wurden die Fahrradhändler überrannt, was zum Ausverkauf bestimmter Modelle und zu Lieferengpässen gewissen Ersatzteilen geführt hat. Dies auch, weil die rasch wechselnden Erlasse der Politik grosse Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Zulieferketten hatten. Zudem sah sich die Velobranche plötzlich mit einer weltweit gleichbleibend hohen Nachfrage konfrontiert, wie es sie bisher noch nie gegeben hat, was wiederum die Produzenten an den Anschlag brachte.

Die Liefersituation hat sich inzwischen aber wieder etwas normalisiert, bleibt aber von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich. Zur Normalisierung beigetragen hat der aussergewöhnlich kühle und nasse Mai in diesem Jahr. In früheren Jahren hatte ein solcher Mai wie 2021 jeweils zu empfindlichen Umsatzeinbrüchen geführt. In diesem Jahr sank die Nachfrage zwar ebenfalls. Die ruhigere Zeit in den Geschäften konnte genutzt werden, um die aufgestauten Aufträge abzuarbeiten. Inzwischen melden zahlreiche Geschäfte, dass sie wieder a jour sind und die Kundschaft mit einer breiten Auswahl an Neufahrzeugen innert nützlicher Frist beliefern können.

Allerdings hat mit dem endlich schönen und warmen Sommerwetter in den letzten Tagen die Nachfrage wieder spürbar angezogen….

18. Juni 2021