Die Fahrradlager sind wieder voll

2022 konnten die coronabedingten Lieferrückstände endlich ausgeglichen werden. Das verschaffte vor allem den E-Bike-Anlieferungen nochmals ein sattes Plus von 17 Prozent auf das neue Rekordhoch von 218730 Stück. Gegenüber dem Vorjahr schrumpfte der gesamte Velomarkt stückzahlmässig jedoch zum zweiten Mal in Folge um 2 Prozent (2021 -1,5 Prozent) auf 483562 Einheiten. Erneut ging die Reduktion vollumfänglich auf Kosten des reinen Muskelfahrrads. Bald ist jedes zweite verkaufte Fahrrad ein E-Bike.​

(SFVE) Zur Erinnerung die Entwicklung des Fahrradmarktes in den letzten 24 Monaten: Die Dynamik, die sich nach dem Rekordjahr 2020 auch noch in den Halbjahreszahlen 2021 fortgesetzt hatte, flachte bedingt durch Lieferschwierigkeiten im weiteren Verlauf des Jahres ab. Konnten in den ersten sechs Monaten ein Plus von 16,5 Prozent bei den E-Bikes und bei den Fahrrädern 8,9 Prozent mehr Verkäufe registriert werden, sanken die Zuwachsraten bis Ende des Jahres auf 9,4 Prozent bei den E-Bikes. Bei den Fahrrädern drehten die Zahlen sogar ins Minus (-7,4 Prozent) auf 306524 Stück.

2022 begann im ersten Halbjahr ebenfalls verhalten. Ab Mitte Jahr normalisierte sich die Marktsituation dann aber zusehends und die Bestellrückstände wurden teilweise lawinenartig ausgeglichen. Bis Ende Jahr wurden 218730 E-Bikes in den Markt geliefert, was ein Plus von 17 Prozent gegenüber 2021 bedeutet. Nicht ganz so rosig sieht`s bei den rein muskelgetriebenen Fahrrädern aus, von denen 264832 Stück ausgeliefert wurden. Damit steht das Verkaufsverhältnis Velo zu E-Bike in der Schweiz nun bei 55 zu 45 Prozent. Es ist abzusehen, dass bald jedes zweite verkaufte Fahrrad ein E-Bike sein wird.

Was die Endkunden freuen dürfte: Die Preise für Transport und Rohstoffe, die während der Coronazeit exorbitante Sphären erreichten, haben sich inzwischen wieder normalisiert. Das schlägt auch auf die Fahrzeugpreise durch. Vor allem im Topsegment sind bereits deutliche Preiskorrekturen nach unten zu beobachten.

Das Fahrrad als Transportmittel

Innerhalb der verschiedenen Segmente zeigen sich teils markante Verschiebungen. Bei den Fahrrädern fällt der Run auf hochwertige Rennräder und Gravelbikes auf. Letztere konnten die Verkaufszahl sogar mehr als verdoppeln, derweil die Verkaufszahlen bei den Mountainbikes teils deutlich sanken. Bei den E-Bikes hat sich die Verlagerung von E-MTB zum SUV-E-Bike bzw. Crossover-E-Bike (diese wurden erstmals in einer eigenen Kategorie erfasst) weiter akzentuiert. SUV-E-Bikes sind gefederte E-Mountainbikes mit kompletter Citybike-Ausrüstung (inkl. Schutzblechen und Gepäckträgern). Das führte nun erstmals dazu, dass weniger E-MTBs verkauft wurden als im Vorjahr. Auch bei den E-Rennrädern und Gravel- E-Bikes flachte die Hausse des Vorjahrs wieder deutlich ab. Die vollausgerüsteten City-E-Bikes konnten dagegen nochmals deutlich zulegen und machen nun mit knapp 70000 Stücke den Löwenanteil im Bereich der Elektro-Freizeit-, City- und Alltagsfahrräder aus.

Über alle Produktegruppen betrachtet, lässt sich eine Tendenz erkennen: Der Fahrrad-Boom, den die Schweiz während der Coronazeit erlebt hat, hallt nach. Er spiegelt sich im Kaufverhalten und damit auch in der Nutzung. Nach wie vor wird das Velo sehr gerne in der Freizeit genutzt. Immer mehr Leute entdecken es dank dem E-Bike aber auch als praktisches Transportmittel vorzugsweise in Stadt und Agglomeration. Studien haben gezeigt, dass die Strecken, die E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer zurücklegen, rund dreimal länger sind als die von Velofahrern. Auch die Nutzungshäufigkeit ist rund doppelt so hoch. Einer adäquaten Veloinfrastruktur kommt deshalb künftig eine zentrale Bedeutung zu, sollen noch mehr Menschen vom klima- und ressourcenschonenden, gesundheitsfördernden und platzsparenden Verkehrsmittel profitieren. Velosuisse begrüsst es deshalb, dass anfangs 2023 endlich das Veloweggesetz in Kraft getreten ist.

17. März 2023